Wien - Der Deal war noch keine sieben Tage jung, da stand schon die erste Auktion auf dem Programm: Ein Dutzend der vom österreichischen Bundesheer ausrangierten Pinzgauer wurde Mittwoch vergangener Woche vom Dorotheum in Traun zum Gegenwert von knapp 147.000 Euro (Kaufpreis, inkl. 22 Prozent Käuferaufgeld) versteigert.

Wie DER STANDARD mehrfach berichtete, trennte sich das Bundesheer von Fahrzeugen, für die ein Reparaturbedarf von je mehr als 2000 Euro zu erwarten war. Kostenseitig hätte sich die Instandsetzung allein bei den Pinzgauern mit insgesamt zumindest 1,3 Millionen zu Buche geschlagen, stattdessen verkaufte man sie in Bausch und Bogen für 3,6 Millionen Euro.

35 Bieter aus dem In- und Ausland hatten sich um dieses umfangreiche Konvolut bemüht, schließlich setzte sich mit dem Dorotheum auch der bisherige Kooperationspartner durch.

Erfahrung mit Altautos

Gemeinhin mag das größte Auktionshaus im deutschsprachigen Raum für Geschäftserfolge auf dem Kunstmarkt geläufig sein, der Handel mit gebrauchten Fahrzeugen ist jedoch seit Jahren ein fixes Standbein.

Neben Old- und Youngtimern oder landwirtschaftlichen Nutzfahrzeugen gelangen in den Fahrtechnik-Zentren des Dorotheums (Traun, Wien-Vösendorf) immer wieder Bestände aus den Fuhrparks der Post, ÖBB, Asfinag oder eben dem Bundesheer (vor allem aus dem Heereslogistikzentrum Salzburg) zur Versteigerung.

Das Dorotheum agiert dann klassisch als Kommissionär und verdient an der Vermittlung, anteilig sowohl über vom Verkäufer als auch Käufer einbehaltene Provisionen. Eigentümer der zur Versteigerung gelangenden Objekte ist das Auktionshaus in der Regel nie.

Im Falle der aktuellen Pinzgauer-Flotte war der Ankauf zum Fixpreis ebenso Voraussetzung, wie die Übernahme sämtlicher Fahrzeuge bis Ende Februar, bestätigt Manfred Humer, Leiter dieses Geschäftsbereichs.

10.000 statt 5554 Euro

Die erste Tranche verkaufte sich aus Sicht des Dorotheums fantastisch: Kein einziger Pinzgauer vom Typ M710 und M712 aus der ersten Baureihe (1971 bis 1985) blieb unverkauft, alle übertrafen den Rufpreis (ab 2000) deutlich. Den höchsten Zuschlag erteilte man für einen 3-Achser (712K/FM) bei 13.000 (brutto 15.860 inkl. Käuferaufgeld) Euro. Der durchschnittliche Hammerpreis (netto) lag aktuell bei etwas mehr als 10.000 Euro.

Zum Vergleich: Der vom Bundesheer erzielte Erlös beträgt 3.610.078 Euro, der sich daraus ergebenden Fahrzeugpreis also 5554 Euro.

Hätte ein sukzessiver Verkauf der ausgedienten Pinzgauer dem Bundesheer demnach nicht deutlich mehr bringen können, so um die sechs Millionen Euro?

Kann sein, muss aber nicht sein, erklärt Oberst Michael Bauer, der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Abgesehen davon brauche man das Geld jetzt.

Dazu habe eine Evaluierung ergeben, dass die lokale Nachfrage schnell gesättigt sein wird, gibt der Bundesheer-Sprecher zu bedenken. Dann gilt es die Märkte im Ausland zu bearbeiten, etwa Rumänien, Ungarn, Tschechien oder die Slowakei, wo es eine starke Community von Militärfahrzeugsammlern gebe.

Künftige Nutzung steht Endkäufern frei

Für 90 Prozent der jetzt versteigerten Pinzgauer erteilte man laut Manfred Humer den Zuschlag an Käufer aus dem Inland.

Ob der Offroad-Bestseller künftig privat oder betrieblich genutzt oder auch weiterverkauft wird - etwa zur Aufstockung des Fuhrparks von Streitkräften in Großbritannien, der Schweiz, Saudi-Arabiens oder Jordaniens - entziehe sich seiner Kenntnis.

Die nächste Tranche gelangt am 3. Februar in Wien-Vösendorf unter den Hammer.

Und wie geht es im Bundesheer weiter? Bei der Truppe klagen die Offiziere unterdessen darüber, dass es dem Militär an Mobilität fehle - während offenbar für Fahrzeug- und Hubschrauberkäufe des Innenministeriums zusätzliches Geld aufgetrieben wird. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, 19.1.2015)